WAS IST EIGENTLICH EINE BURSCHENSCHAFT?
Bei dem Wort „Burschenschaft“ denkt man im ersten Moment wahrscheinlich an die Studentenbewegung der „Deutschen Burschenschaft“, die 1815 in Jena gegründet worden ist und freiheitlich, demokratische Werte in einem geeinten Deutschland vertritt. Mit studentischen Verbindungen hat die Burschenschaft 1813 Bockenheim jedoch nichts zu tun. Vielmehr handelt es sich um eine Junggesellenvereinigung wie sie damals für die Pfalz und das Leiningerland typisch war, heute aber größtenteils in Vergessenheit geraten ist. Sie hießen meist „Jugendgenossenschaft“, „Junggesellenverein“, „Bubenbruderschaft“, „Zunft der Burschen“ oder auch wie in Bockenheim „Burschenschaft“. Diese Vereinigungen sollten die heranwachsende Jugend zu Disziplin und Ordnung erziehen, was in einem monarchischen Obrigkeitsstaat gefördert wurde. Die Jugend erzog sich in diesen Einrichtungen also selbst und lehrte sich gegenseitig gesellschaftliche Grundsätze. Auch sollten junge Burschen an das andere Geschlecht herangeführt werden, worauf heute noch viele Traditionen beruhen.
Dass diese Institutionen schon älter sind, zeigen die Statuten der „Zunft junger Burschen zu Kriegsfeld“ vom 20. Mai 1787, bei der es sich um eine Neugründung handelt, was deutlich macht, dass sie vorher schon einmal existiert haben. Leider sind Kriegsfeld und Bockenheim die einzigen Burschenschaften in der Pfalz, die ihr Wissen damals niedergeschrieben haben. In Bockenheim erst seit 1884. Es jedoch ist zu vermuten, dass die Bockenheimer Burschenschaft zunächst gar nicht als solche gegründet worden war, denn Überlieferungen zufolge war sie zunächst eine Bürgerwehr, die Kleinbockenheim bewachen sollte. Einige Traditionen berufen sich auch heute noch auf diese Wurzeln.
Es gibt zudem viele Bräuche, die sich über Jahrhunderte erhalten haben ohne niedergeschrieben worden zu sein. Dabei ist es jedoch schwer nachzuvollziehen, wie alt diese Traditionen sind und woher sie kommen. Man kann es nur ansatzweise vermuten, dass es sie wohl schon länger gibt.
Die Burschenschaft Bockenheim hieß ursprünglich „Burschenschaft Kleinbockenheim gegründet 1813“. Das hängt damit zusammen, dass Bockenheim bis 1956 geteilt war in Groß- und Kleinbockenheim. Lediglich bei den Zepplervereinigungen lässt sich heute noch eine Trennung erkennen.